Mittwoch, 15. August 2012

Wohnraumknappheit im Westen - Leerstände im Osten

tukde
Mit der Aufbruchsstimmung nach der Wiedervereinigung vor knapp 22 Jahren wurden viele Altstädte und Gebäude in Ostdeutschland umfassend saniert. Die Hoffnung, dass die „blühenden Landschaften“, wie sie der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl versprach, die Menschen zum Zuzug oder Bleiben bewegen würden, kühlte allmählich ab. Das Resultat: Während zahlreiche Häuser und Wohnungen in Deutschlands Osten leer stehen, wird der Wohnraum im Westen immer knapper. Das sich diese Tatsache auf die Preisentwicklung niederschlägt, versteht sich von selbst.

Fehlende Arbeitsplätze und Perspektiven in ostdeutschen Städten
  Der Traum vom Wohnen in einem denkmalgerecht sanierten Haus oder einer Altbauwohnung inmitten einer intakten Altstadt, ist in einigen ostdeutschen Städten leichter, als es in Westdeutschland je sein könnte. In der Stadt Görlitz, etwa 100 Kilometer östlich von Dresden und nahe der polnischen Grenze, stehen Objekte aus unterschiedlichsten Epochen, die für regelrechte Dumpingpreise erhältlich sind - allerdings nicht ohne Grund. Die malerische Stadt in der niederschlesischen Oberlausitz zählte zu ihren besten Zeiten knapp 100.000 Einwohner. Mittlerweile ist diese Zahl aufgrund des fehlenden Jobangebots auf etwa 55.000 geschrumpft. Wird es in Görlitz dunkel, so bleiben  dann auch in über der Hälfte der Görlitzer Wohnungen die Lichter aus. Leerstände in Gewerbeflächen kaschiert man hingegen vielerorts mit Kunstgegenständen, sodass der Anschein erweckt wird, dass von einem Abschwung nicht die Rede sein kann. Während in anderen Gegenden der Verfall durch ergrauende und bröckelnde Fassaden sichtbar wird, merkt man den ostdeutschen Städten das langsame Sterben hingegen tatsächlich nicht an. Viele Vermieter versuchen potentiellen Mietern das Wohnen mit eher unkonventionellen Angeboten schmackhaft zu machen, zum Beispiel ein halbes Jahr mietfrei zu wohnen oder die Kosten des Umzugs oder der Einrichtung zu übernehmen. Das Preisdiktat liegt indes nicht wirklich, wie in westdeutschen Städten mit knappem Wohnangebot, bei den Immobilienbesitzern, sondern bei den Mietern und Käufern. Die Preise werden somit häufig zur Verhandlungssache. Für zahlreiche Makler bleibt die Maklertätigkeit hingegen lediglich ein Nebengeschäft. Ihr Geld verdienen sie in erster Linie oftmals mit Reparaturdienstleistungen und Hausverwaltungstätigkeiten.

Preise für West-Immobilien im Höhenflug
 Westdeutsche Metropolen wie Frankfurt, Hamburg oder insbesondere München sind berüchtigt für hohe Immobilienpreise und Wohnraumknappheit. Der kontinuierliche Zuzug in diese Großstädte ist häufig durch die Abwanderung aus strukturschwachen, ostdeutschen Regionen zu erklären. Zudem verkleinert sich das Wohnangebot durch zu geringe Bautätigkeit in den vergangenen Jahren. Nach Erkenntnissen einer Studie des Pestel-Instituts fehlen in Hamburg etwa 15.000 Wohnungen, in Frankfurt rund 17.500 und in München gar 31.000. Liebevoll sanierte Objekte, wie sie in ostdeutschen Städten erhältlich sind, bleiben für Münchner und Hamburger lediglich ein Traum. Bereits die Preise der bestehenden Immobilien sind in München um bis zu 20 Prozent gestiegen. So müssen in gefragten Lagen, wie Schwabing oder der Maxvorstadt übliche Mietpreise zwischen 15 und 20 Euro je Quadratmeter gezahlt werden werden. Je nach Ausstattung der Wohnung können die Vermieter gar Quadratmeterpreise von bis zu 30 Euro erzielen. Kaufpreise orientieren sich im Normalfall bei etwa 5000 Euro pro Quadratmeter, bei sanierten Altbauwohnungen sind hingegen zwischen 8.000 und 12.000 Euro der Normalfall. Wo der Wohnraum knapp ist, schlagen Wohnungsbewerber gar vor, höhere Mieten als verlangt zu bezahlen - bloß um letztendlich den Zuschlag zu erhalten. Die Wohnungssuche gleicht in München, Frankfurt und Hamburg immer mehr dem Kampf um einen begehrten Job. Prall gefüllte Bewerbungsmappen liefern den Vermietern die gewünschten Einkommensnachweise, Schufa-Auskünfte und Mietfreiheitsbescheinigungen - nicht selten auch biographisch anmutende Texte Fotos der Bewerber.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen